Skip to main content
Online-Magazin

Hochsensible Kinder: Erkennen, Verstehen, Unterstützen

By 6. März 2024März 21st, 2024No Comments
Wie kannst du hochsensible Kinder erkennen und begleiten? Alle wichtigen Antworten gibt es hier

Hochsensible Kinder nehmen innere und äußere Reize intensiver wahr als andere. Wie du erkennst, ob dein Kind hochsensibel ist, erfährst du im folgenden Beitrag. Außerdem bekommst du die 10 besten Praxis-Tipps im Umgang mit Hochsensibilität im Alltag.

Hochsensibilität – was ist das?

Warum verhält sich gerade mein Kind so anders? Kann es nicht so normal sein wie seine gleichaltrigen Spielkameraden? Was stimmt mit ihm nicht? Falls du dir als Elternteil schon einmal diese Fragen gestellt hast, kann dein Kind hochsensibel sein.
Das Wichtigste vorab: Hochsensibilität ist weder eine Krankheit noch eine psychische Störung. HSP (High Sensitive Persons) nehmen mit ihren Sinnen alle inneren und äußeren Einflüsse viel intensiver wahr als andere.
Das ist sowohl für die zartbesaiteten Sprösslinge als auch für die Eltern eine große Herausforderung.
Dein Kind ist deshalb nicht schlechter oder besser als seine Spielkameraden. Es ist einfach nur anders. Und das ist völlig okay.
Wichtig ist, dass du die Erziehung eines hochsensiblen Kindes nicht als Strafe siehst, sondern als besondere Aufgabe. Für euch alle bietet sich eine immense Chance, um persönlich zu wachsen und voneinander zu lernen.

Wie erkennst du hochsensible Kinder?

Die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen hochsensibel sind, ist gar nicht so gering. Laut aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen besitzt jeder 5. diese besondere Eigenschaft.
Um herauszufinden, ob dein Kind eventuell auch dazu gehört, eignen sich verschiedene Tests. Wenn du ganz sichergehen möchtest, ist ein Besuch beim Kinderpsychologen empfehlenswert. Eine Hochsensibilität liegt wahrscheinlich vor, wenn folgende Aspekte zutreffen:

Merkmale von HSP

  • Hochsensible Kinder erschrecken sich schnell bei lauten oder unerwarteten Geräuschen. Außerdem reagieren sie überempfindlich auf grelles Licht und Gerüche.
  • An hektischen Orten mit vielen Menschen fühlen sich hochsensible Kinder unwohl.
  • Oftmals sind HSP sehr emphatisch und spüren eine tiefe Verbundenheit zu Tieren und zur Natur.
  • Hochsensible Kinder können negative Gefühle wie Wut, Angst, Stress oder Kritik schlecht verarbeiten. Manche neigen dazu impulsiv zu reagieren. Andere wiederum nehmen sich Verhaltensweisen und Worte anderer Menschen sehr zu Herzen und ziehen sich zurück.
  • Hochsensible Kinder möchten Aufgaben sorgfältig und strukturiert erledigen. Sie fühlen sich schnell unter Druck gesetzt, wenn sie zu viele Dinge gleichzeitig abarbeiten sollen.
  • HSP haben eine ausgeprägte Fantasie und träumen lebhaft. Außerdem sind sie kreativ und malen oder basteln gern.
  • Kinder, die hochsensibel sind, haben meist eine sehr gut ausgeprägte Menschenkenntnis. Sie merken schnell, inwieweit gesprochene Worte mit den Gedanken übereinstimmen.

Wie kannst du mit Hochsensibilität umgehen?

Wichtig ist, dass du deinem Kind sehr viel Einfühlungsvermögen entgegenbringst und dass du es bedürfnisorientiert begleitest. Hierzu einige bewährte Tipps aus der Praxis:

1. Sei positiv und ermutigend

Dadurch festigst du das Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl deines Kindes. Bestärke es neue Wege zu gehen und vieles auszuprobieren. Lass dein Kind wissen, dass du immer da sein wirst und ihm vertraust. Gib deinem Kind nie das Gefühl, dass mit ihm etwas nicht stimmt.

2. Respektiere die Intelligenz deines Kindes

Stehen schwerwiegende Entscheidungen an, dann beziehe dein Kind mit ein. Bestimme nichts über den Kopf deines Kindes hinweg, weil du glaubst zu wissen was gut ist. Dadurch verunsicherst du deinen kleinen Liebling.

3. Nimm Probleme deines Kindes ernst

Hochsensible Kinder sind schneller überfordert. Viele Situationen, die für andere Menschen zur Alltagsroutine gehören, stellen für zartbesaitete Sprösslinge bereits unüberwindbare Hindernisse dar. Der schlimmste Satz, den du in einer solchen Situation sagen kannst, ist: “Mach dich nicht verrückt, das wird schon.”
Ein absolutes No-Go, denn so gibst du deinem Kind das Gefühl, dass seine Sorgen und Ängste belanglos seien.

4. Sei immer ehrlich

Du liegst gerade im Streit mit deinem Partner bzw. deiner Partnerin? Dann spielt eurem Kind keine heile Welt vor. Es merkt sofort, wenn Gestik und Mimik mit dem Gesagten nicht übereinstimmen. Euer Kind wird dadurch argwöhnisch und verliert das Vertrauen in euch beide. Wenn ihr euch im Clinch oder gar in einer Trennungsphase befindet, dann redet mit eurem Kind darüber. Ansonsten bezieht es die Geschehnisse auf sich und gibt sich am Ende noch die Schuld.

5. Keine Angst vor Veränderungen

Bereite dein Kind rechtzeitig und langfristig auf Veränderungen in der Beziehung vor. Gleiches gilt beispielsweise für einen anstehenden Jobwechsel oder Umzug. Beziehe dein Kind in die Prozesse mit ein und integriere es in die Entscheidungsfindung. Dadurch nimmst du ihm die Angst vor Veränderungen, die in unserer schnelllebigen Zeit an der Tagesordnung stehen.

6. Kein Helikopterverhalten

Oftmals neigen Eltern hochsensibler Kinder dazu ihre Lieblinge übereifrig zu beschützen. Sie wollen alle Hindernisse und Steine aus dem Weg räumen. Aber genau dieses Verhalten ist kontraproduktiv. Dein Kind wird sich mit negativen Erfahrungen und Herausforderungen im Leben auseinandersetzen müssen. Diese Bürde kannst du ihm nicht abnehmen. Daher ist es umso wichtiger, dass du eine solide Vertrauensbasis schaffst. Vermittle deinem Kind, dass Rückschläge völlig okay sind und dass das Leben trotzdem weitergeht. Dadurch stärkst du sein Selbstvertrauen.

7. Biete deinem Kind einen sicheren Rückzugsort

Bedenke, dass dein Kind schneller überfordert ist als andere. Dementsprechend braucht es einen Rückzugsort, an dem es ungestört sein darf und wo es sich sicher fühlt. Am besten überlegt ihr gemeinsam, was das Richtige ist.

8. Geht zusammen raus in die Natur

Natur ist Erdung pur! Sie hält sehr viele Kraftorte für uns bereit. Wälder, Wiesen, Flüsse oder Berge – ideal zur Entspannung und Entschleunigung (übrigens nicht nur für hochsensible Menschen). Deshalb: genieße zusammen mit deinem Kind die frische Luft. Schaut einfach, was euch alles während eures Spaziergangs widerfährt. Welche Tiere, Bäume und Pflanzen begegnen euch? Lasst die Schönheit der Natur auf euch wirken.

9. Such deinem Kind einen tierischen Freund

Nicht nur die Natur kann für deinen zartbesaiteten Sprössling eine Kraftquelle sein, sondern auch ein Haustier. Egal, ob Hund, Katze, Kaninchen, Meerschweinchen oder Wellensittich – Haustiere spenden sehr viel Liebe, Vertrauen und Trost. Gleichzeitig lernt dein Kind Verantwortung zu übernehmen.

10. Setze liebevoll Grenzen

Auch wenn dein Kind hochsensibel ist, solltest du ihm nicht alles durchgehen lassen. Regeln, Grenzen und festen Strukturen sind absolut notwendig. Dennoch solltest du deinem Kind nie etwas anordnen oder verbieten ohne deine Entscheidung zu begründen. Hier ist Kommunikation gefragt. Gerade Hochsensible brauchen regelmäßige und feste Routinen, damit sie sich nicht verzetteln oder überfordern.
Auch wenn du dein Kind maßregeln musst – vermittle ihm, dass sich trotz Strenge und Verbote nichts an eurer liebevollen Beziehung ändert. Du wirst ihm immer als Vertrauensperson zur Seite stehen.

Fazit: Hochsensibilität im Kindesalter

  • Hochsensible Kinder interagieren intensiver mit ihrer Umwelt. Ihnen fehlt der Filter im Nervensystem. Dadurch reagieren sie empfindlicher und nehmen kleinste Reize wahr.
  • Eine Hochsensibilität liegt vermutlich vor, wenn dein Kind schreckhaft und schnell überfordert ist. Außerdem sind HSP emphatisch, kreativ und perfektionistisch. Mit negativen Gefühlen können sie schlecht umgehen.
  • Sei deinem Kind gegenüber immer positiv, ermutigend und ehrlich. Unterschätze nie seine Intelligenz und zeige ihm, dass du die Probleme ernst nimmst. Vermeide Helikopterverhalten, sondern bestärke deinen Sprössling neue Wege zu gehen. Nimm ihm die Angst vor Veränderungen und biete einen sicheren Rückzugsort an. Setze auch Grenzen und lass deinem Kind nicht alles durchgehen. Zeige ihm dennoch, dass du ihm immer den Rücken stärken wirst.

Autorin: Fanny Patzschke

Apothekerin, zertifizierte Ernährungsberaterin & Fitnesstrainerin, Yogalehrerin, Vegan Raw Chef

Quellen

  • Parlow, G.: Zart besaitet, 5. Auflage, Festland Verlag e.U., 2015
  • Parker, S.; Szudek, A.; Lazyan, M. et al.: SIMPLY. Psychologie: Wissen auf den Punkt gebracht. Visuelles Nachschlagewerk zu 120 zentralen Themen der Psychologie, 1. Auflage, Dorling Kindersley Verlag, 2023
  • Grieser, F.: Gut genug statt perfekt: Perfektionismus loslassen – entspannter leben, 1. Auflage, Junfermann Verlag, 2020
  • Huling, J.; McChesney, C.; Covey, S.: Die 4 Disziplinen der Umsetzung: Strategien sicher umsetzen und Ziele erfolgreich erreichen, Redline Verlag, 1. Auflage, 2021
  • Covey, S.; Roethe, A.: Die 7 Wege zur Effektivität: Prinzipien für persönlichen und beruflichen Erfolg, 59. Auflage, Gabal, 2018

Leave a Reply